Anleitung - In 5 Schritten zur Prognose

Um dir dabei zu helfen, mit der Zeit ein kleiner Wetter-Profi zu werden, lernst du hier in zusammengefasster Form 5 mögliche Schritte, die zu einer Prognose führen können.

Diese 5 Schritte werden im Ausbildungsprogramm von «5Steps.ch» geschult und geübt.

Schritt 1- Zuverlässigkeit der Prognose beurteilen

Wie stark wird der Wind sein? Wird das Wetter schön oder regnerisch sein? Wird es Aufwinde haben oder doch nicht? Unzählige Websites bieten Informationen dazu. Aber wie zuverlässig sind diese Prognosen, vor allem wenn sie mehrere Tage in der Zukunft liegen? Hinweise dazu findest du mit der «Spaghetti»-Karte und wenn du die 500 hPa-Karte der Wettermodelle GFS und EZ vergleichst.

Nehmen wir an: Es ist Mittwoch und du möchtest wissen, ob die Prognose für Samstag grundsätzlich ernst genommen werden kann.

Für die Antwort klickst du zuerst auf «500hPa Geopot. Mittel», um herauszufinden, wie die Druckverteilung am geplanten Flugtag aussehen könnte. Danach klickst du auf «500hPa Geopot. Spaghetti» (siehe das untenstehende Bild als Orientierung), um festzustellen, ob die geplante Druckverteilungprognose stimmen könnte oder nicht:

Wenn sich die Spaghetti-Linien stark überlappen, dann ist die Prognose der Druckverteilung zuverlässig.

Wenn die Linien wie Spaghetti, das heisst chaotisch, aussehen, dann ist die Prognose nicht zuverlässig. In diesem letzten Fall kannst du dich die Arbeit sparen, die Windprognose, die Wolkenprognose oder sonst eine andere Prognose für diesen Tag zu schauen, da sie sehr unsicher sind.

Schritt 2 - Globale Prognose

Nehmen wir an, dass die Prognose für den geplanten Flugtag gemäss «Spaghetti» zuverlässig ist und auch die 500 hPa-Karten der Wettermodelle GFS und EZ ähnlich aussehen. Der nächste Schritt besteht darin, die allgemeine Lage und die Druckverteilung für diesen Tag zu analysieren.

Isobarenkarte

Die «Isobarenkarte» zeigt die Luftdruckverteilung auf Meereshöhe, die Position der Fronten, das Föhnrisiko (wenn mindestens eine Isobare entlang der Alpen verläuft, haben wir vermutlich eine Föhnlage) und das Risiko für Gewitterwolken im Frühling und Sommer (wenn der Luftdruck über der Schweiz tiefer als 1016 hPa ist, besteht ein erhöhtes Risiko für Überentwicklungen).

Die Isobarenkarte reicht aber nicht aus, um die allgemeine Wetterlage zu beurteilen. Auch wenn der Luftdruck hoch und die Luftdruckunterschiede gering sind, könnte es trotzdem bewölkt sein, mässigen Wind haben oder sogar regen.

500 hPa-Karte

Einen grossen Einfluss auf das Wetter hat die Druckverteilung auf 5'000 m - 6'000 m Höhe. Aus diesem Grund sollte die «500hPa,Bodendruck»-Karte unbedingt überprüft werden: Befindet sich ein Gebiet in einem Trog (siehe die grüne U-förmige Fläche), dann ist das Wetter in dieser Region wahrscheinlich (eher) schlecht. In Gebieten im Einflussbereich eines Keils (siehe Hut-förmige Fläche) ist das Wetter wahrscheinlich (eher) gut.

Wenn die Farben in der 500 hPa-Karte schnell wechseln, sind die Luftdruckunterschiede in grosser Höhe ausgeprägt, also es ist in grosser Höhe (z.B. 5'000 m) windig. Zudem erfährst du, woher der Wind in grosser Höhe weht. Da du jedoch nicht auf 5'000 m, sondern in tieferen Lagen fliegst, lohnt es sich zusätzlich die 700hPa und 850 hPa-Karte zu überprüfen. So kannst du für verschiedene Höhen die Windstärke und -richtung schätzen.

Steigende und sinkende Luft

Entscheidend für die Beurteilung der Wetterlage ist, ob die Luft steigt oder ob sie sinkt. Wenn die Luft flächendeckend steigt (wir sprechen nicht von einzelnen Thermiken, sondern von kilometerbreiten Luftmassen, die nach oben steigen), steigt auch die Feuchtigkeit und Wolken bilden sich (das Wetter wird schlechter). Wenn die Luft dagegen sinkt, wird sie trockener: Vorhandene Wolken lösen sich auf. Das Wetter wird laufend besser (oder bleibt gut).

Es ist mit einer Isobarenkarte und mit einer 500 hPa-Karte nicht immer so einfach herauszufinden, ob die Luft über der Schweiz flächendeckend steigt oder sinkt. Eine geniale graphische Darstellung dazu bietet die Karte mit den «vertikalen Bewegungen» an. Sie macht auf einen Blick ersichtlich, ob das Wetter bei uns hochdruck- (Luft sinkt) oder tiefdruckbestimmt (Luft steigt) ist.

Schritt 3 - Regionale Prognose

Du kennst die Druckverteilung und die Position der Fronten über Europa und als Folge daraus, kannst du die Zuverlässigkeit der Wetterprognose am geplanten Flugtag beurteilen. Aus diesem Grund beschäftigst du dich erst jetzt mit der Wind-, Regen-, Wolken-, Föhn- und Nebelprognose.

Wind

Mit «925 hPa Wind (Mitteleur.)» (auf etwa 750 m), mit «850 hPa Wind (Mitteleur.)» (auf etwa 1500 m) und mit der «Windprognose von Flugbasis auf 700 hPa» (auf etwa 3000 m) findest du heraus, wie sich der Wind über Mitteleuropa und über der Schweiz auf verschiedene Höhen verhält. Mit diesen Karten erkennst du auch die Position der Hoch- und Tiefdruckgebiete und du kannst schätzen, wie weit mögliche Gefahrzonen (z.B. einen starken Windband) von deinem Fluggebiet entfernt sind.

Niederschlag

Mit der «3h Niederschlag»-Karte findest du heraus, ob eine Regenfront die Schweiz erreicht und wie gross das Risiko für die Entwicklung von Gewitterwolken ist. Wenn du im Frühling oder Sommer merkst, dass schon um 12 UTC über dem Jura oder über den Alpen lokale Niederschläge vermutet werden, dann ist die Luft sehr labil, das heisst es bilden sich sehr wahrscheinlich Gewitterwolken im Laufe des Tages.

Wolken

Die drei Karten «Bodendruck + Hohe Wolken», «Bodendruck + Mittelhohe Wolken» und «Bodendruck + Tiefe Wolken» vom GFS wie auch die Prognosen anderer Wetterdienste geben dir Einblick über die Wolkenverteilung über Mitteleuropa. Wenn möglich, gehst du dahin fliegen, wo es wenige oder keine Wolken hat. Denke daran: Vor allem mittelhohe Wolken (Altostraten) und tiefe Wolken erschweren oder verunmöglichen die Thermikentwicklung.

Föhn

Eine Föhnlage erkennst du dadurch, dass der Druckunterschied zwischen Nord und Süd der Alpen grösser als 3-4 hPa ist (dies als Orientierung). Eine Prognose dazu findest du in «Meteocentrale» und «Flugbasis».

Verschiedene Wetterphänomene

Egal ob Wolken, Nebel, Hochnebel, Wind oder Regen, es lohnt sich, auch die Prognose der Meteorologen von «SRF Meteo» anzuschauen, das heisst auf «Aktuelle Sendung» zu klicken, um die Wettervorhersagen von Experten zu erhalten. Die automatisierte Prognose von SRF Meteo ist dagegen nicht so empfehlenswert und liefert manchmal andere Prognosen als diese der Meteorologen.

Schritt 4 - Lokale Prognose / Thermikprognose

Du kennst die allgemeine Wetterlage (Druckverteilung) und weisst, wie sich voraussichtlich die flugrelevanten Wetterphänomene (z.B. Wind und Wolken) über Mitteleuropa und über der Schweiz am geplanten Flugtag verhalten werden. Jetzt kannst du auch optimal schätzen, ob die Punktprognosen (oder lokale Prognosen) realistisch sind oder nicht.

Meteoblue

Mit «Meteoblue» kannst du die Basis der Quellwolken schätzen 
({Temperatur - Taupunkt}*125 m)
nämlich die Höhe, die du womöglich erreichst, wenn sich Quellwolken bilden.

Zudem kannst du schätzen, wie gut die Thermiken sind (Temperaturverlauf in Zusammenhang mit der Höhe und Bildung von Quellwolken), woher der Wind kommt und wie stark er auf verschiedenen Höhen weht, ob Niederschläge vorgesehen sind und welchen Anteil des Himmels auf welcher Höhe mit Wolken bedeckt ist. Hier erkennst du auch die Bildung von Gewitterwolken, aber auch ob uns Warm- bzw. Kaltfronten erreichen.

Alternative Websites für die Thermikprognosen sind diese von soaringmeteo.ch und meteo-parapente.com.

TAF

Kleine Wetter-Profis finden zudem spannende Informationen über Nebel und Hochnebel, Gewitterwolken, Wind und Windböen in der Flugplatzprognose z.B. von Zürich, Grenchen oder Lugano. Diese weltweit verfügbaren Prognosen sind für alle kostenlos unter «TAF» zugänglich.

Schritt 5 - Aktuelle Wetterlage

Auch wenn du deine Prognose optimal vorbereitet hast, kann sie unzutreffend oder ungenau sein. Auch Profis machen Fehler. Bevor du zum Fluggebiet fährst oder bevor du mit deinem Gleitschirm startest, solltest du bei Bedarf noch einmal überprüfen, ob die aktuellen Wetterdaten die Prognose bestätigen.

Wind, Sonne, Luftdruck

Meteo Schweiz liefert aktuelle Daten u.a. über «Wind», «Sonnenschein» (so findest du heraus, wo es Nebel, Hochnebel oder Wolken hat) und «Luftdruck QFF» (so kannst du die Föhnlage schätzen).

Niederschlag

Mit dem «Niederschlag-Radar» erfährst du u.a., ob sich Gewitterwolken entwickelt haben.

Satellit

Mit dem «Satelliten-Bild: 00061218» siehst du genau, wo sich die Wolken befinden. Vergleiche die Isobarenkarte mit dem Satellitenbild: man lernt so viel über das Wetter.

Der gute Pilot ist ein guter Beobachter

Fehlt noch etwas? Ja. Augen öffnen und schauen, was vor sich geht.

Gleitschirme und Wolken in der Luft, die Bewegung der Bäume und sonstige Phänomene verraten, wie sich das Wetter die nächsten Minuten ändern könnte. Das sind wertvolle Informationen, um länger in der Luft zu bleiben... oder rechtzeitig landen zu gehen.

Zum Briefing gehört auch...

DABS

Wir teilen die Luft mit anderen Flugfreunden. Das heisst: Egal wo du fliegst, muss «DABS» vor dem Take-Off konsultiert werden. Wer das nicht tut, gefährdet die eigene Sicherheit und die unserer Sportart.

Segelflugkarte

Fliegst du in einem unbekannnten Fluggebiet, konsultiere auch eine AKTUELLE Segelflugkarte. Sonst wie willst du wissen, wie hoch und wie weit du fliegen darfst?

Daran denken: In März erscheint jeweils die neue Segelflugkarte. Manchmal ändert sich etwas. Auch für bekannte Fluggebiete gilt in diesem Fall: Kurz reinschauen.

NOTAM, Luftfahrthindernisse, Schutzgebiete

NOTAM (Notice to airman) sind abgekürzte flugrelevante Mitteilungen, die sich an Piloten richten. Es bracht jedoch viel Übung und Vorkenntnisse, um sie zu verstehen und korrekt zu interpretieren. Hängegleiter-Piloten müssen sich nicht unbedingt mit NOTAMS beschäftigen, vorausgesetzt sie haben neben der Segelflugkarte auch DABS aufmerksam überprüft.

Wichtige NOTAMS in verständlicher Form veröffentlicht der SHV in der Rubrik «Luftraum». Diese Seite sollte vor einem Flug kurz konsultiert werden.

Zahlreiche Kabel gefährden unsere Flugaktivität. In manchen Tälern gibt es wirklich viele davon. Diese und weitere Luftfahrthindernisse sowie zu vermeidende Wildschutzgebeite in deinem Fluggebiet findest du in der interaktiven Karte vom BAZL «Luftfahrthindernisse und Schutzgebiete».

Ob die HX-CTR oder HX-TMA von Basel, Buochs, Emmen, Alpnach und Meiringen aktiv sind oder nicht, erfährst du, wenn du die Infobänder abhörst . Ebenso findest du am Ende der Wetter-Seite weiterführende Informationen über lokale Vereinbarungen und über tausende Fluggebiete in der Schweiz und auf der ganzen Welt.

Und jetzt in die Luft

Ob mit einem Gleitschirm, Delta, Starrflügler, Heissluftballon oder mit einem Sportflugzeug, wünsche ich euch viel Spass beim Fliegen.

Oliver